(Place à) Beatriz Consuelo

Beatriz Consuelo auf dem Dach des Theatro Municipal do Rio de Janeiro, ca. 1950, Fotograf: Fernando Pamplona, © Stiftung SAPA
Welttag des audiovisuellen Erbes 2024

Am 6. Juni 2024 wurde der Charles-Sturm-Platz in Genf in Beatriz-Consuelo-Platz umbenannt.

Die Stadt Genf, die sich für eine ausgewogene Repräsentation der Geschlechter im öffentlichen Raum einsetzt, würdigt damit die erste Solistin und Gründerin des Ballet Junior, die das künstlerische Leben Genfs nachhaltig geprägt hat und über viele Jahre hinweg zahlreiche Generationen von Tänzerinnen und Tänzern unterrichtet und inspiriert hat.

Die feierliche Einweihung der Platzumbenennung, auf dem sich auch der Pavillon der ADC befindet, bot die Gelegenheit, eine audiovisuelle Installation zu präsentieren, die von Foofwa d’Imobilité, dem Sohn von Beatriz Consuelo sowie selbst Tänzer und Choreograf, unter anderem auf Basis der von der Stiftung SAPA bewahrten Bestände konzipiert wurde.

Foofwas Recherchen in den Beständen seiner Mutter förderten verborgene Schätze zutage, darunter eine aussergewöhnliche Fotoserie, die gemeinsam von seinen Eltern, Beatriz Consuelo und Claude Gafner, ebenfalls Tänzer und leidenschaftlicher Fotograf, geschaffen wurde.

Künstlerisches und pädagogisches Erbe

Anlässlich des Welttags des audiovisuellen Erbes rückt die Stiftung SAPA das künstlerische und pädagogische Erbe von Beatriz Consuelo ins Zentrum und lädt dazu ein, dieses zu würdigen und zu feiern.

Beatriz Consuelo (1932–2013) war erste Solistin und Tanzpädagogin. Nach ihrem tänzerischen Debut am Städtischen Theater von Rio de Janeiro trat sie 1953 der Compagnie des Marquis de Cuevas bei, wo sie 1959 zur ersten Solistin befördert wurde. Ihre Karriere führte sie weiter ans Grand Théâtre de Bordeaux und schliesslich ans Grand Théâtre de Genève, wo sie sich niederliess. 1969, mit der Geburt ihres Sohnes, wandte sie sich verstärkt der Pädagogik zu, leitete von 1975 bis 1999 die Genfer Ballettschule und gründete 1980 das Ballet Junior, mit dem sie zahlreiche Generationen von Tänzerinnen und Tänzern ausbildete.

2019 erhielt die Stiftung SAPA ihren gesamten Nachlass. Dieser zeichnet sich durch eine aussergewöhnliche dokumentarische und ästhetische Vielfalt aus und zeugt nicht nur vom Leben und der Karriere dieser Künstlerin, sondern insbesondere von ihrem ausgeprägten Willen zur Weitergabe: der Weitergabe einer Kunstform, einer Leidenschaft und ihres Wissens.

Der Bestand umfasst verschiedene Medien, wobei der Schwerpunkt auf audiovisuellen Materialien liegt.

1. Filme und Videos

Als Frau ihrer Zeit hat Beatriz Consuelo gelernt, verschiedene Technologien zu nutzen und einzusetzen, um ihr Wirken als Schauspielerin, Tänzerin und Pädagogin während ihres ganzen Lebens zu dokumentieren. Der Bestand enthält unter anderem zahlreiche 8mm-Filme, die sie in den 1950er- und 1960er-Jahren während ihrer aktiven Tanzzeit selbst aufgenommen hat. Ab den 1980er-Jahren dokumentierte sie mit VHS-Kassetten sorgfältig den Unterricht, den sie beim Ballet Junior erteilte. Dieses audiovisuelle Material bietet einen einzigartigen Einblick in ihre künstlerische Arbeit und ihren Einfluss auf die Tanzwelt.

2. Fotografien

Der Bestand umfasst rund 900 Fotografien, die Schlüsselmomente ihrer Karriere auf der Bühne, hinter den Kulissen oder im Studio festhalten. Hinzu kommen persönliche Aufnahmen mit Familie, Freunden und Kolleginnen und Kollegen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Claude Gafner, selbst Tänzer und Fotograf, lebte sie ihre Leidenschaft für das Bild in gemeinsamen Projekten aus.

3. Persönliche Dokumente

Ihre Korrespondenz, Notizbücher und Reisedokumente geben Einblick in ihr Privatleben und ihre persönlichen Gedanken.

4. Berufliche Erinnerungen

Arbeitsverträge, Programmhefte, Plakate und Presseartikel zeichnen ihren beruflichen Werdegang von den Anfängen am Städtischen Theater von Rio de Janeiro bis zur Gründung des Ballet Junior nach. Diplome und Ehrungen belegen die Anerkennung ihres Talents und ihres Beitrags zur Tanzkunst.

Die Stiftung SAPA bewahrt zudem 23 Videos aus dem Bestand des Ballet Junior de Genève. Dieser audiovisuelle Bestand, der 2011 übernommen wurde, konnte 2019 dank der Unterstützung von Memoriav erschlossen und online zugänglich gemacht werden. Er dokumentiert sowohl den Unterricht und die Ausbildung als auch verschiedene Werke aus dem Repertoire, wie etwa «Masques et Bergamasques» von 1984.

Die Bestände Beatriz Consuelo und Ballet Junior de Genève sind online auf der Swiss Performing Arts Platform der Stiftung SAPA einsehbar.